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  • Wenn Sie aussteigen wollen, dann ist das Ihre letzte Chance. Sie können aufstehen und gehen, und alles bleibt wie es ist. Wenn Sie sitzen bleiben, besteht die Möglichkeit, dass Sie heute Nacht vieles über sich erfahren, was sie noch nicht wussten. Wie entscheiden Sie sich?“

    Atemlos hatte Delia ihm zugehört. Bei seinen Worten schlug ihr Herz schneller, und sie hatte keine Ahnung, warum das so war. Der Test – wie Louis es nannte – schien etwas zu sein, das sie nicht ertragen konnte. Jedenfalls schien Louis davon aus zu gehen. Sie würde ihn eines Besseren belehren. Delia legte leicht ihren Kopf schief und funkelte ihn an. „Ich bleibe.“

    Dann gibt es ab hier kein Zurück mehr.“ Unwillkürlich zuckte Delia zusammen. Sein Tonfall hatte sich erneut verändert. Die harte, eisige Stimme ließ ihre Sinne erschreckt und instinktiv schärfer werden. Plötzlich nahm sie die Umrisse, Farben und Gerüche im Raum intensiver wahr als noch vor einer Minute.

    Sehen Sie mich an“, befahl Louis. „Legen Sie ihre Hände ausgestreckt und flach auf den Tisch. Legen Sie ihre Ellenbogen auf die Tischplatte und strecken Sie ihren Rücken, bis er völlig gerade ist.“ Delia wollte etwas sagen, doch der funkelnde Ausdruck in Louis Augen erinnerte sie daran, dass sie nichts sagen durfte.
    Langsam kam sie seiner Aufforderung nach.


    Die Stühle im Restaurant waren zwar elegant, aber für einen strengen Sitz völlig ungeeignet. Delia spürte, wie die weiche Polsterung unter ihrem Po sie unaufhaltsam zurück sinken ließ. Als sie drohte, weg zu rutschen, lösten sich automatisch ihre Handflächen und bildeten einen Hohlraum.

    Ohne zu lächeln beugte Louis sich vor. Für andere Restaurantbesucher musste es aussehen, als wären sie ein verliebtes Paar, und er würde ihr romantische Dinge zu flüstern. Ganz sacht glitten seine Hände über Delias, bis er sie ganz bedeckte.

    Die sanfte Berührung jagte Delia einen Hitzeschauer über die Arme. Ganz vorsichtig presste Louis seine Hände immer weiter auf ihre, bis sie wieder völlig flach auf der Tischplatte lagen. Delia spürte die kontrollierte Kraft in seinen Händen. Unerbittlich drückte er immer stärker zu, bis sie sich vor Schmerz auf die Unterlippe biss.

    Ganz ruhig“, warnte Louis sie. „Du wirst das für mich ertragen, und du wirst dabei keinen einzigen Laut von dir geben. Sieh mich an, konzentriere dich auf mich.“

    Delia atmete tief ein. Der Druckschmerz schien durch ihre Handgelenke in ihre Unterarme zu wandern. Sie biss die Zähne zusammen und funkelte ihn wütend an. So hatte sie sich das nicht vorgestellt!

    Höhnisch grinste Louis sie an. „Für den nächsten Auftrag musst du belastbar sein, psychisch wie auch physisch. Glaubst du, du bekommst den Auftrag, wenn du nicht einmal dem hier gewachsen bist?“ Lange schaute Delia ihn an. Mit jeder Sekunde begriff sie mehr, dass ihr dieser Auftrag alles abverlangen würde. Vorwitzig reckte sie ihr Kinn vor. „Du wirst mich nicht klein kriegen!“

    Louis verzog keine Miene. „Hoffentlich hast du da Recht.“ Vorsichtig gab er ihre Hände frei. Sofort begann das heraus gepresste Blut zurück zu fließen, und es kribbelte wie Tausende von Ameisen. Delia musste all ihre Willenskraft aufbringen, um ihre Hände zu lassen, wo sie waren. Zu gern hätte sie sie gestreckt und geschüttelt, doch dann hätte sie bereits am Anfang verloren.

    Louis ließ Delia nicht aus den Augen, als er die Rechnung bezahlte und der Kellner den Tisch ab räumte. Dann stand er auf, stellte sich seitlich neben Delia und ergriff sacht ihren Arm. „Steh auf und komm mit mir“, sagte er leise. „Aber sag kein Wort, zu niemandem.“

    Als Delia ihre Hände von der Tischplatte zog, spürte sie die Anspannung bis in die Schultern. Zischend atmete sie aus, immer noch war sie wütend auf Louis, wusste aber nicht so genau, wieso eigentlich.
    Schließlich hatte sie ihre Einwilligung in diesen Test gegeben, und neugierig war sie ebenfalls. Aber dieser Ton passte so gar nicht zu ihrem Charakter, der sie in beruflicher Hinsicht zu jeder Zeit trug.


    Louis legte sanft seine freie Hand auf ihren Rücken und dirigierte sie zum Ausgang. Der Kellner am Empfang verneigte sich höflich vor ihnen und wünschte ihnen eine angenehme Nacht, und fast hätte Delia vergessen, dass sie ihm nicht antworten durfte. Sie beschränkte ihre Antwort auf ein höfliches Nicken.

    Louis rief ein Taxi heran, und sie stiegen ein. Die Fahrt zu der Adresse, die Louis dem Fahrer genannt hatte, war länger als die Hinfahrt.
    Auch die genannte Adresse sagte Delia nicht das Geringste. Sie
    hielten vor einem Club, der so versteckt lag, dass man ihn ohne
    Kenntnis nie gefunden hätte. Im Erdgeschoss schien sich ein
    Restaurant zu befinden, aber die Fenster in den oberen Stockwerken waren verdunkelt.


    Unwillkürlich dachte Delia an die Frauen und Mädchen, die immer wieder durch die Nachrichten geisterten. Ihr lief eine Gänsehaut über den Rücken, und ein harter, eisiger Klumpen schien in ihrem Magen zu liegen. Doch sie hatte sich in diesem Punkt in Louis getäuscht. Als das Taxi fort war, drehte er sich ruhig zu ihr um und zog ein Handy aus der Tasche.

    Du wirst jetzt deine beste Freundin anrufen und ihr mitteilen, wo du bist und das du mit mir unterwegs bist“, verlangte er. „Du kannst dich mit ihr zum Frühstück verabreden, ich werde dafür sorgen, dass du dort heil und gesund ankommst.“ Delia schluckte. Mit zitternden Händen griff sie nach dem Handy, und sie musste sich mehrmals räuspern, bevor ihre Stimme vom langen Schweigen weich wurde. Ihre Freundin war zwar erstaunt, dass Delia zu dieser Zeit noch anrief, aber die Möglichkeit, mit ihr zusammen zu frühstücken, versöhnte sie sofort. So oft konnten sie sich nicht sehen, da sie beide beruflich enge Terminpläne hatten.

    Doch jetzt wurde es ernst. Irgendwie konnte Delia spüren, dass dieser eine Schritt in den Club ihr Leben für immer verändern würde.
    Wollte sie, dass ihre heile Welt Risse bekam, die eventuell alles zum Einstürzen bringen konnten? Delia hatte keine Ahnung, woher sie diese Gewissheit von Veränderung nahm, aber sie war unumstößlich.



    Louis trat dicht an sie heran und nahm ihr Gesicht sanft zwischen seine Hände. Zärtlich drückte er einen Kuss auf ihre Stirn.

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Kommentare 5

  • blakmotion -

    also nach dem ersten teil wird das hier doch wesentlich intresanter und da der ausstieg ja nun angeboten wurden ist und in keiner situation verwährt wurden ist find ich es durchaus gelungen es gab ja nicht die situatiion in der sie nicht mehr will und er sie zwingt .. ich les mal weiter :)

  • Dedere -

    @Silbertaler
    Gerade einen Einstieg in eine so spezielle Geschichte zu finden, ohne zu schreiben:"Sie meldete sich in einem Forum an, sie verabredeten sich und dann passiert..." ist schon mit Hindernissen verbunden.
    Unter anderem kann so ein Zusammenprall eine mentale Gratwanderung sein, und ich könnte dir bedauerlicherweise Lektüre nennen, die darauf überhaupt keine Rücksicht nimmt.-
    Aber dein Gerechtigkeitssinn ist völlig intakt, denn Realität und Fantasie liegen da von der Auffassung sehr weit auseinander :)
    Es ist nur eine Geschichte und basiert nicht auf der Realität.

  • Lutiza -

    *schließt sich Silver Harlequin an*

  • Silbertaler -

    uij... ... ich gestehe, ich bin ein wenig hin und her gerissen, ob ich es gut finden kann/soll/will, weil es so... ...unfreiwillig läuft, da kommt dann wieder mein Gerechtigkeitssinn durch... aber ich warte gespannt auf Teil 3.

    :o)

  • Silver Harlequin -

    Sehr schön... ich will wissen wie es weiter geht... meeeeeehr